Medienkompetenz erfahren

Versuchen wir in Frage und Antwort herauszufinden, was Eltern tun können, damit der Mediengeist nicht nicht aus der Flasche schlüpft und die Kinder zu "Mediensklaven" macht.


Erste Expertenfrage: Sollten meine Kinder überhaupt Erfahrungen am Computer machen?

Wie bei so vielen "Experten"-Ratschlägen gehen die Meinungen hier weit auseinander. Deshalb sollten sich auch die Eltern, die eine andere Meinung haben, nicht als "Rabeneltern" oder als "zu streng", "zu altmodisch" (oder "zu modern") vorkommen. Medienkompetenz ist nämlich Familienprojekt - und jede Familie ist anders. Wichtig ist nur, sich intensiv mit dem Thema zu befassen, seine Kinder gut zu beobachten und immer wieder kritisch zu fragen, ob die gefundene Strategie funktioniert.
Einig sind sich die Fachleute immerhin in einem: dass der Computer nicht als "Parkplatz" für die Kinder verwendet werden soll - kaum eine brandneue Erkenntnis für Eltern.

Und: sie sind soich einig, dass Kinder in einer möglichst spannenden und entwicklungsgerechten (realen) Kinderwelt leben sollten - dass der Computer oder das Fernsehen also nicht "Lückenbüßer" für ein unbefriedigendes Alltagsleben sind. Das klingt schon etwas spannender.
Und sie sind sich einig, dass die Eltern genau wissen wollen, ob und wie viel ihre Kinder Medien nutzen ( es wird sogar teilweise gefordert, dass Kinder Medien immer nur zusammen mit den Eltern nutzen sollen - aber wo wurden zum letzten Mal Eltern gesehen, die so viel Zeit haben?).
Sollen Kinder also überhaupt Erfahrungen am Computer machen? Die Antwort hängt von vielen Dingen ab: WAS die Kinder am Computer machen, WO der Computer steht, WIE LANGE die Kinder am Computer sind und wie gut die Eltern ihnen helfen können einen verantwortlichen Umgang mit dem Gerät zu erlernen.


Wie lang darf mein Kind am Bildschirm sitzen?

Das ist schon etwas leichter zu beantworten. Denn je nach Entwicklungsstatus spielen Kinder ja auch andere Spiele in unterschiedlicher Länge - ihre Konzentrationsspanne wird erst allmählich länger. Dazu kommt, dass Kinder unter vier Jahren mit Szenen- und Perspektivwechseln nichts anfangen können - schon das Umblättern des Bilderbuchs ist für sie eine Herausforderung (und im Gegensatz zum Bilderbuch kann im Fernsehen ja nicht zurückgeblättert werden). Auch Rückblenden, die schon in vielen Filmen für ältere Kinder verwendet werden, überfordern sie.

Deshalb gilt als erstes: wenn vor dem Bildschirm, dann richtig. Das heisst: wenn sie fernsehen oder am Computer spielen, dann nur ihrem Entwicklungsstand entsprechende Filme bzw. Spiele (mehr dazu weiter unten)! Dabei gilt es immer auch die individuellen Ängste des Kindes zu berücksichtigen: während manche Kinder etwa durch wilde Tiere oder selbst "zahme" Monster geängstigt werden, empfinden andere eine Art "Angstlust", die ihnen eher hilft mit ihren Ängsten umzugehen zu lernen (gerade 4-jährige Kinder haben ja gehäuft Angst vor Monstern).
Was die "Sehzeiten" angeht, so empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in ihrem Ratgeber folgendes:

• Kinder unter 3 Jahren sollten nicht fernsehen. Auch Computerspiele sind frühestens ab 4 Jahren geeignet.
• Vorschulkinder zwischen 3 und 5 Jahren sollten nicht länger als eine halbe Stunde fernsehen oder am Computer spielen.
• Grundschulkinder zwischen 6 und 10 Jahren sollten nicht länger als eine Stunde fernsehen oder am Computer spielen.
• Kinder unter 10 Jahren sollten nicht ohne Begleitung eines Erwachsenen im Internet surfen

Eine gute Regel, die Kindern Zeit zum Verarbeiten von medialen Inhalten gibt, ist auch die:
zwischen Fernsehen und Zubettgehen sollte immer eine halbe Stunde Zeit liegen.

Der Ratgeber "Tut Kindern gut" kann unter der Internetadresse der Bundeszentrale gesundheitliche für Aufklärung kostenlos heruntergeladen werden (http://www.bzga.de/botmed_35700500.html).


Unmögliche Regel
Diese Empfehlungen sind NIE UND NIMMER einzuhalten, wenn Sie nicht in Ihrem Haus die Weichen entsprechen stellen:

• Stellen Sie keinen Fernseher oder Computer ins Kinderzimmer
• Vereinbaren Sie feste Medienzeiten (Computer & Fernsehen zusammen)
• Planen Sie das Anschauen von Sendungen gemeinsam mit den Kindern
• Suchen Sie mit Ihrem Kind altersgerechte Spiele bwz. Sendungen aus und achten Sie dabei auf Altersbeschränkungen und pädagogische Empfehlungen
• Spielen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam: Zeichnen Sie zusammen ein Bild, lösen Sie Rätsel, machen Sie zu zweit ein Puzzle oder surfen Sie durch eine CD-ROM.
Sprechen Sie anschließend mit dem Kind über das Erlebte


Ist Fernsehen vielleicht sogar gut für mein kleines Kind?

Können Kinder denn nicht vom Fernsehen sogar profitieren - manche Sendungen sind doch regelrechte Lernsendungen? Diese Frage ist nur die ganz kleinen Kinder gut erforscht. Und hier zeigt sich eindeutig: Babyfernsehen tut der kindlichen Entwicklung nicht gut. So blieben amerikanische Lernprogramme wie "Baby Einstein" bei 16 Monate alten Kindern nicht nur erfolglos, es zeigte sich auch, dass die fernsehenden Babys erst später zu sprechen begannen - das Lernen bei kleinen Kindern läuft nun einmal nur über echte
Menschen, die sich auf ihre Reaktionen und Emotionen einstellen können und ihnen sozusagen einen individuellen "Resonanzraum" bieten. Und auch Kleinkinder müssen immer auf mehreren Sinneskanälen arbeiten, um wirklich zu begreifen - sie schmecken, probieren aus, horchen, machen wieder ein Pause...Da ist das Fernsehen eher eine Behinderung - es nimmt ihnen schlicht und einfach die Zeit zu wirklichem, kindgerechten Lernen. Erst Vorschulkinder können von altersgerechten Sendungen profitieren - wenn sie ansonsten ein buntes, ausgeglichenes Leben haben und die Eltern sich gut mit einem wichtigen Bauteil des Fernsehens auskennen: dem Aus-Schalter nach der Sendung


Wo finde ich gute Kindersoftware?

Unter der Internetseite http://www.feibel.de werden verschiedene Kinderprogramme vorgestellt und bewertet. Mit Hilfe der praktischen Suchfunktionen kann die Suche auch schnell an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden (Name, Alter, Preis, Bewertung).

• Für Vorschulkinder eignen sich Kreativprogramme, mit denen man zeichnen und gestalten kann
• Spiele sollten eine einfache, überschaubare Navigation haben und grundlegende "Spielregeln" im Rahmen des Spiels erklärt werden (also nicht im Begleitheft)
• Gut sind Spiele, die auch zu spielbezogenen, nicht-medialen Aktivitäten (z.B. Malen, Experimentieren, Kochen, Feiern, Basteln usw. auffordern und etwa erlauben, diese Anregungen auch auszudrucken (z.B. Kochrezept)

TIP: Häufig bieten die lokalen Stadtbibliotheken ein großes Sortiment an Spielen und Lernsoftware an, welche dort kostengünstig entliehen werden können.


Was dürfen Kinder sehen?
Das Angebot ist unübersichtlich, hier helfen spezielle Medien-Websites mit Tipps zur Programmwahl für Eltern, z.B.:
http://www.flimmo.de (Verein "Programmberatung für Eltern")
http://www.br-online.de/jugend/izi (Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen)


Darf mein Kind ins Internet?
Grundsätzlich sollten Kinder unter 10 Jahren ausschließlich im Beisein der Eltern das Internet durchstöbern. Das Angebot ist einfach zu verwirrend, der Dschungel undurchdringlich - und auch hier und da gefährlich. Allerdings: das heisst nicht, dass nicht auch Kinder das Internet für kindgerechte Bedürfnisse nutzen können. Schliesslich gibt es auch für Kinder ungeeignete Bücher und man würde die Kinder deshalb noch lange nicht von Büchern fernhalten wollen. Realistisch betrachtet bietet das Internet einem Kind allerdings erst dann einen wirklichen Mehrwert, wenn es selbständig eigenen Interessen "nachsurfen" kann - und das kann es frühestens im Grundschulalter. Vorher will es einfach spielen - und ob der Inhalt da von einer CD kommt oder aus dem Internet ist ihm egal.


Wenn Internet, dann richtig
• Die wichtigst Regel heisst: aus ist aus. Wenn der Computer ausgeschaltet ist, darf er vom Kind nicht ohne Erlaubnis der Eltern wieder angemacht werden
• Erkunden Sie das Internet auf jeden Fall gemeinsammit Ihrem Kind
Sprechen Sie anschließend mit dem Kind über das Gesehene
• Kleine Kinder brauchen nur wenige Webseiten, dafür aber viele Wiederholungen. Suchen Sie sich daher einige wenige schöne Seiten heraus, die Sie mit Ihrem Kind immer wieder ansteuern.


Welche für Kinder geeigneten Websites gibt es?

http://www.erfurter-netcode.de: Übersicht über Webseiten für Kinder (auch kleinere Kinder)
http://www.schulen-ans-netz.de/waswirbieten/datenbanken/websitesfuerkinder.php: Datenbank mit deutschsprachigen Webseiten für Kinder, Altersangaben und Bewertungen
http://www.planetnemo.com/de
http://www.spielzimmer-online.de
http://www.weltmusik-fuer-kinder.de/portal/
http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/spezial/beitraege/boerni/index_alt.html
http://www.flubidux.de/
http://www.klicksafe.de: Websiseite mit vielen Ratgebern für Eltern und tollen Surftipps (aber eher für ältere Kinder)

Kommerzielle Webseiten mit kostenlosen Spielen:
http://www.bobthebuilder.com
http://www.toggolino.de
http://www.philipp-maus.de
http://www.pingu.net/de
http://www.wdrmaus.de/spielen/mausspiele/

Kindersuchmaschinen/Sprungbretter (geeignet ab etwa 8 Jahren)
http://www.blind-kuh.de
http://www.milkmoon.de
http://www.mininetz.de
http://www.helles-koepfchen.de
http://www.trampeltier.de
http://www.fragfinn.de
http://www.kidstation.de
http://www.multikids.de
http://www.safetykid.net
http://www.seitenstark.de


Der leidige Bildschirm