KinderGärtnerei

KinderGärtnerei

Die Umsetzung

Klein anfangen!

Wer an einen Garten denkt, denkt sofort an den perfekten Gemüsegarten der Nachbarin, in dem auch noch Schnittblumen, Kräuter und Kartoffeln wachsen. Ein Kindergarten-Garten ist etwas ganz anderes. Denn: auch wenn die Erwachsenen mithelfen - die Kinder sind keine perfekten Gärtner!
Da ist es besser, ganz klein und einfach anzufangen - sonst endet das Projekt im Frust! Denn einen Garten anlegen ist ähnlich wie sich ein Haustier besorgen: er kann nicht nach Lust und Laune versorgt werden, sondern braucht regelmäßige Aufmerksamkeit. Gut wenn man da nicht zu groß beginnt!

  • Sehen Sie den Garten deshalb als einen wirklichen KINDER-Garten - klar liegt es nahe, da mal an einem Wochenende anzurücken und so richtig umzugraben - für die Freude an dem Garten ist aber der lange Atem entscheidend: die Begleitung des Gärtchens über das ganze Jahr.
     
  • Das kann nur gelingen, wenn die Pflege des Gartens in den Kindergarten-Alltag eingebunden ist. So hat es sich z.B. bewährt, dass jede Woche eine andere „Kerngruppe“ für den Garten zuständig ist. Die „Gärtner-Kinder“ wechseln sozusagen nach einem Kalender. Sie können dann auch den anderen Kindern berichten, was sich im Garten so tut!
     
  • Jeden Tag eine kurze Zeit für die Pflege des Gartens einzuplanen ist besser als auf große Gemeinschaftsaktionen zu setzen, bei denen die Kinder kaum mitbekommen, wie alles funktioniert und warum man was im Garten tut. Es entsteht vielleicht in kurzer Zeit ein „perfekter“ Garten, aber eben kein KINDER-Garten...
     
  • Wer an einen Garten denkt, denkt immer gleich an ein Gemüsebeet. Das muss nicht sein. Wie wäre es, einen Kräuter-Garten anzulegen, etwa mit Pfefferminze und Melisse? Die Kinder können die Kräuter ernten, trocknen, zubereiten und ihren eigenen Tee daraus machen!
     
  • Und warum sollte ein Garten nicht ein Beeren-Garten sein? Kinder lieben süße Beeren, warum nicht eine Ecke mit Himbeeren, Johannisbeeren oder Erdbeeren anlegen?
     
  • Und was, wenn die Kinder am liebsten einen Blumengarten anlegen?  Auch das macht Spaß und Freude!
     
  • Wer einen GemüseGarten plant tut gut daran, sich auf wenige, von Kindern gerne gegessene Gemüsearten zu konzentrieren, die zudem eine längere Erntezeit haben (also nicht nur in einer bestimmten Woche reif werden) - da eignen sich zum Beispiel Erbsen und Süßkarotten eher als etwa Radieschen und Salat... 

Wie geh ich dran – die Anlage eines KindergartenGartens

Ein geschütztes Eckchen
Ein Kindergartengarten sollte eher ein wenig geschützt angelegt werden. Statt überall verstreut auf dem Grundstück Beete anzulegen, legen Sie am besten einen kleinen Gartenbereich an, den die Kinder selbst abstecken können, z.B. mit in die Erde gesteckten Zweigen, Flechtzäunen oder großen Steinen. Im Gartenbereich fängt für die Kinder eine „andere Welt“ an, es gelten hier ein wenig andere Regeln als auf dem normalen Rasen: 

  • Die Kinder achten hier auf die Pflanzen und trampeln nicht auf den Beeten herum
  • Gut ist es als Regel, dass die Kinder vorher die Erzieherin fragen müssen, bevor sie das Gärtchen betreten.
  • Der Gartenbereich sollte möglichst gut von der Sonne beschienen sein, daher eignen sich vor allem Südseiten. 

Die erste Vision...
Gut ist es auch die Kinder mitbestimmen zu lassen, was sie gerne in dem Gärtchen anbauen wollen (natürlich mit „Beratung durch die Erzieherin oder dem zuständigen Elternteil...)

Wer will kann den Garten zuerst auf Papier skizzieren. Die Kinder können ja ihre „Vision“ von einem Garten auch malen (Skizze Garten)

Nicht zu viel reinpflanzen...
Samen oder Setzlinge sind winzig im Vergleich zu der „fertigen“ Pflanze. Weil man sich das nicht vorstellen kann, wird oft viel zu eng gepflanzt - gesunde Pflanzen brauchen aber Licht und Boden... Deshalb: ruhig etwas Platz lassen - oder lassen Sie es sich das erste Mal von jemand Erfahrenem zeigen.

Kompost und Dünger...
Unsere Empfehlung ist die, auf Kunstdünger prinzipiell zu verzichten. Für gute Bodenqualität kann gesorgt werdne, indem der Boden regelmäßig gemulcht, also leicht aufgelockert und dann mit Gras- und Zweigschnitt bedeckt wird - dies hält die Erde feucht und fördert eine gesunde Bodenflora. Kompost ist ebenfalls ideal, dabei wird allerdings oft so getan als sei das Kompostieren eine komplizierte Wissenschaft. Im Kinder-Garten reicht ein Komposthaufen absolut aus - da kommen alle kompostierbaren Abfälle inklusiver Tee und Kaffereste drauf, einmal im Jahr wird der ganze Haufen umgedreht (also auf den Kopf gestellt). Planen Sie die Kompoststelle, möglichst innerhalb des Gartenbereichs. So können Sie Gartenabfälle direkt als Humus weiter verwenden und können auch organische Abfälle im Kindergarten (z.B. Apfelschale, Karottenschale etc.) richtig entsorgen. 

Bodenbearbeitung...
Schwere lehmige Böden können Sie durch Sandzumengung auflockern, sandige Böden durch Kompost  und Mulch humusreicher machen. 
Muss der Boden umgegraben werden? Nicht unbedingt - die Bodenbakterien und Würmer lockern den Boden, so dass zumindest leichte und humusreiche Böden bloß etwa einmal in der Woche gelockert und mit etwas Mulch abgedeckt werden müssen. Schweren Lehmböden dagegen sollten im Spätjahr oder im zeitigen Frühjahr zusätzlich einmal umgegraben werden.  Im Spätjahr haben sich die Regenwürmer bereits wegen des drohenden Frostes in tiefere Bodenschichten zurückgezogen und werden durch das Umgraben nicht gestört. 
Gerade bei den schweren Böden, die schnell zu Verdichtungen neigen ist es wichtig bei Nässe nicht unbedingt darauf zu arbeiten, da sich dann Verdichtungen bilden (der Boden wird leicht „festgestampft“). 

Das lästige Unkraut...
Ist nun einmal eine blöde Sache. Andererseits: es gibt auch Unkraut, das man im Salat oder als Kaninchenfutter verwenden kann... (eine Möglichkeit zur Bestimmung bietet unkraut.rheinmedia.de).
Aber meistens hilft halt nichts: das Unkraut muss raus damit es den Nutzpflanzen nicht das Licht und die Nährstoffe wegnimmt. 
Nur wie? Im Beet hilft nur das Entfernen mit der Wurzel. Das macht man am Besten, wenn man das Beet sowieso auflockert (etwa ein Mal in der Woche). Wenn es trocken und sonnig ist, kann man das Unkraut mit Wurzel auf die Beetoberfläche legen. So ist das Unkraut schnell verdörrt und dient als zusätzliche Abdeckung und Bodenschutz (Mulch). Am besten lässt sich Unkraut entfernen, wenn es geregnet hat und dadurch die Erde weich ist. Als Gerät nimmt man am besten einen kleinen Handgrubber oder -stecher. Spezielle Unkrautjätgeräte sind überflüssig.

Mehr zu Unkraut und seiner Bedeutung finden Sie bei:
www.fgv-buchs.ch

Die lästigen Schnecken...
Noch lästiger als Unkraut sind die Schnecken. Chemische Abwehr mit Schneckentod und so weiter verbietet sich.  Falls es in dem KinderGarten viele Schnecken gibt hilft nur eines: ein guter Schneckenzaum (er darf keine nach oben stehenden scharfen Kanten haben). Die Alternative ist das Einsammeln der kleinen Plagegeister von Hand, und das ist bei kleinen Kindern (und vielen Großen...) nicht beliebt, denn: wo kommen die jetzt hin? (Man kann die gesammelten kleinen Viecher etwa in einen nahe gelegenen Wald bringen).

Das Gießen
Kinder lieben es Pflanzen zu gießen - die haben ja auch Durst... Allerdings: auch beim Gießen gilt; zu viel ist ungesund... Nur wenn die Pfläzchen klein sind und noch keine tiefen Wurzeln haben muss regelmäßig (etwa jeden 2. Tag) gegossen werden. Später reicht das Abdecken der Erde mit Gartenschnitt (Mulchen), das zu häufige Gießen verhindert eher, dass die Pflanzen ihr Wurzelwerk in die Tiefe schicken... 

Beete anlegen

Ein Beet im KinderGarten sollte so einfach wie möglich sein. Kinder sollten nicht den Eindruck bekommen, dass Pflanzen nur in komplizierten Bauten oder Konstruktionen wachsen. Ein Hochbeet mag für den Hobbygärtner eine feine Sache sein, für einen Kinder-Garten entstehen da nur Nachteile: die Anlage ist aufwändig, teuer und arbeitsintensiv. Zudem haben die kleinen Menschen kein Problem damit sich zum Boden niederzubücken...

Allerdings: ein ebenerdiges Beet erfordert klare Regeln: Trampeln ist nicht erlaubt, nur der Rasen ist zum Stampfen da. Am Besten werden die Wege mit Baumrinde oder dünnen Ästen ausgelegt - so bleiben die Schuhe einigermaßen sauber.

Das Bauen eines Beetes ist immer etwas schwerere körperliche Arbeit: Sie brauchen einen Spaten, mit dem Sie die Grasnarbe durchstechen und umspaten. Die umgespatenen Erdschollen zerkleinern Sie im zweiten Schritt mit dem Spaten. Sehen Sie zu, dass Sie auch die unten liegende Grasnarbe in kleine Stücke teilen. Das Gras stirbt normalerweise, wenn es gut zerkleinert worden ist und nach unten „schaut“ ab. Für ein großes Beet müssen Sie daher mindestens 3 Stunden Arbeit einrechnen.
Leider gibt es für das Verwandeln eines Rasens in ein Beet keine andere Möglichkeit.

Welche Pflanzen wähle ich aus?

Was soll ich nur pflanzen? Die Auswahl an Saatgut ist fast so groß wie das Schokoladenangebot im Supermarkt. Hier  ein paar Vorschläge für im KindergartenGarten geeignete Obst- und Gemüsesorten.  

Ein paar generelle Tipps zum Pflanzen- und Saatgutkauf vorweg:
Wählen Sie nur standort- und artgerechte Pflanzen aus.

  • Schauen Sie, welche Bedürfnisse die jeweiligen Pflanzen haben: Eine Kirsche etwa braucht viel Sonne und darf daher nicht im Schatten stehen, auch in höheren Lagen gedeiht sie schlecht - da wäre dann zum Beispiel ein Apfelbaum die bessere Wahl.
  • Wenn Sie Saatgut kaufen, achten Sie darauf, daß es keine Hybridware ist (möglichst biologisch angebaut). Hybrid-Züchtungen sind nämlich unfruchtbar, damit können Sie keine eigenen Samen mehr „nachzüchten“ (etwas was gerade für die Kinder spannend sein kann)

Billig ist nicht immer gut – gutes Saatgut und gute Pflanzen haben ihren Preis.
Qualitätskriterien bei Pflanzen 

  • gut verästelte Wurzeln
  • kräftiger Neuzuwachs (Knospen)
  • kein Verfilzen
  • kein Rundwachsen der Wurzeln 
  • die Größe des Topfes passt zur Pflanze

Kind giest Garten

© Dr. Herbert Renz-Polster

Wie pflanze ich große Pflanzen ein?
Bei Wurzelballen entfernen Sie am besten erst die Tücher. Dann reißen Sie den Wurzelballen auseinander, damit der Wurzelballen die Topfform verliert. Stellen Sie die Pflanze so tief in die ausgehobene Grube, wie Sie auch im Container stand. Dann füllen Sie mit Erde auf und klopfen die Erde fest. Der Gießrand muss eineinhalb Mal so groß wie die Pflanzung sein. So kommt das Gießwasser auch dorthin, wo die kleinen Würzelchen nach Wasser suchen, nämlich in den Außenbereichen der Pflanze.

Halten Sie neu gepflanzte Gehölze feucht.
Um die Verdunstung und Verkrustung des Bodens zu vermeiden decken Sie die neu gepflanzten Pflanzen mit feuchter Humuserde oder Mulch ab. Wenn Sie spät im Jahr pflanzen, vergessen Sie nicht, immer wieder auch zu wässern, wenn lange kein Regen gefallen ist (einmal in der Woche eine ganze Gießkann reicht aber aus). Dies ist vor allem wichtig, wenn der Herbst sehr trocken war.

Blumen
Blumen im Kindergartengarten sollten schön bunt sein, nicht giftig und widerstandsfähig – denn die Pflege wird wahrscheinlich nicht immer optimal sein können.

Grundsätzlich kommen Zwiebeln, Stauden und Saatblumen in Frage:

Blumenzwiebeln  – im Herbst in die Erde gesteckt können die Kinder dann im Frühling beobachten, wie

  • Tulpen
  • Narzissen
  • Krokusse 
  • Hyazinthen 

aus dem Boden sprossen.

Das Schöne an Stauden ist, dass man sie teilen kann. Vielleicht haben ja andere Eltern aus dem Kindergarten einen Garten zu Hause, aus dem Sie für den Kindergartengarten eine Staudenhälfte mitbringen können. Stauden, die Sie anpflanzen können:

  • Sonnenhut
  • Lavendel
  • Salbei
  • Fette Henne
  • Wolliger Ziest
  • Schleifenblume
  • Stockrosen
  • Sommerflieder

Blumen, die Sie im Frühjahr säen können:

  • Löwenmäulchen 
  • Jungfer im Grünen
  • Cosmea
  • Ringelblume
  • Sonnenbume
  • Trichterwinde
  • Wicke

Obst
Süßes Obst, das ursprünglich schmeckt – hier sind ein paar Sorten zusammengestellt, die für den Anbau im Kindergarten gut geeignet sind. Die meisten Sorten wachsen als Buschbäume, sind also nicht so hoch. Darum können auch die Kinder mithelfen bei der Ernte.

Äpfel:

  • Roter Jonathan: süß, saftig, genußreif im Oktober
  • James Grieve spritzig saftig, bereits ab Ende August genussfertig
  • Goldparmäne: volles fruchtiges Aroma, erst nach Winterlagerung säuerlich
  • Gloster: saftig, leicht säuerlich aromatisch,
  • Geheimrat Oldenburg: würzig, saftig, festes Fleisch
  • Klarapfel: saftig, leicht säuerlich, ab Mitte August genußreif
  • Discovery: saftig, aromatisch, ab Mitte August genußreif
  • Roter Boskop: würzig-frischer Geschmack
  • Obstbäume eher als Buschbäume, da können Kinder auch gut bei der Ernte helfen
  • Für eine gute Befruchtung und einen höheren Ertrag sollten jeweils 2 bis 3 der genannten Apfelsorten gepflanzt werden.

Birnen:

  • Conference: festes Fruchtfleisch, saftig aromatischer Geschmack, ab Mitte September
  • Clapps Liebling: saftige aromatische Früchte, bereits Ende August genussreif. 

Steinobst: sind Süßkirschen zu empfehlen, und zwar die Sorte Burlat 

Obststräucher (Beispiele)

  • Johannisbeeren: eher die rote Sorte, viele Kinder mögen keine schwarzen Johannisbeeren
  • Himbeeren: immer ein Renner...
  • Brombeeren: hier sind die dornenlosen Sorten zu bevorzugen
  • Josta-Beere. Ist aus einer Kreuzung zwischen schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere hervorgegangen
  • Heidelbeeren: machen Kindern viel Freude - 
  • „Bluecrop Kulturheidelbeere“ und „Berkeley Kulturheidelbeere“ sind problemlos anzubauen, guter Ertrag. 
  • Auch Erdebeeren sind eine gute Wahl - am besten eine Kombination aus frühen Sorten (z.B. „Regina“) und späten Sorten (z.B. „Senga Sengana“)

Pflanzen Sie auch hier immer mindestens zwei Sträucher. So können sich die Sträucher gegenseitig befruchten und Sie haben im KindergartenGarten über Jahre hinweg eine höhere Wahrscheinlichkeit für gute Ernten.

Gemüse
Im Kindergarten soll das Gemüse, das angebaut wird, Kindern gut schmecken. Es soll auch roh zu einer Zwischendurchmahlzeit gegessen werden können. Und die Kindern sollten es selbst ernten können. Folgende Arten sind zu empfehlen:

  • Möhren
  • Zuckererbsen (siehe Tipi aus Erbsen bei „Waldtag“)
  • Kürbis
  • Radieschen lassen sich gut beim Wachsen beobachten, schmecken aber nicht allen Kindern...
  • Tomaten gedeihen im Freiland nur in warmen Tieflagen wirklich gut...
  • Kohlrabi

Zwiebeln kann man gut neben Karotten pflanzen, da sie sich gegenseitig gegen Schädlinge schützen, allerdings sind Zwiebeln nicht gerade „Kinderkost“....
Tipps dazu, wie bestimmte Arten von Pflanzen zusammen passen finden Sie unter Kleingaertnerin.de

Hand zieht Karotte aus der Erde

© Dr. Herbert Renz-Polster

Kräuter
Kräuter eignen sich nicht nur zum Würzen von warmen Speisen, sondern auch zum Zubereiten von Tee etc. Das können Erzieherinnen in den Alltag des Kindergartenlebens einbauen. Für Tees und als Küchenkräuter eignen sich vor allem:

  • Rote Pfefferminze
  • Zitronenmelisse
  • Orangenmelisse
  • Lavendel
  • Ringelblume
  • Oregano
  • Petersilie
  • Basilikum
  • Spitzwegerich

In welcher Ordnung pflanze ich die Pflanzen an?
Normalerweise wird Gemüse in Reihen angepflanzt. Pflanzen können aber auch innerhalb der Reihe gemischt, oder als Pflanzenreihen mit unterschiedlichen Gemüsearten nebeneinander angebaut werden!.

In den unten (link zu zum Stöbern) genannten Büchern und auf Kleingaertnerin.de finden Sie mehr dazu, welche Pflanzen man gut mit welchen anderem Pflanzen kombinieren kann.