Der Weg ist das Ziel
Wer einen Ausflug mit Kindern plant, will nicht möglichst schnell von A nach B kommen (sonst würde er womöglich alleine losfahren...). Bei einem Ausflug mit Kindern steht vielmehr das gemeinsame Erleben im Vordergrund. Kurz: Was den Ausflug gelingen läßt, sind die vielen kleinen Erlebnisse und Begegnungen auf dem Weg:
- Nehmen Sie deshalb so viel Flexibilität mit auf die Reise wie nur möglich. Wenn Sie meinen, zu derundder Zeit genau bis daunddahin kommen zu müssen, haben Sie gute Chancen, den Tag mit Geschrei und Gezänk zu beenden. Je klarer umrissen die Vorstellungen sind, mit denen Sie starten, um so sicherer geht es schief.
- Beachten Sie die Leistungsgrenzen Ihrer Kinder. Sie wollen doch ein Abenteuer erleben, und nicht die ganze Zeit den Antreiber spielen... Kinder wollen weder überfordert noch unterfordert sein. So mancher Ausflug endet mit Tränen, weil die Kinder das von den Eltern „vorgesehene“ Pensum einfach nicht schaffen.
- Halten Sie immer zusammen. Bei einer Radtour macht der Schwächste das Tempo!
© Dr. Herbert Renz-Polster
Die Wahl des Transportmittels
- Die Fertigkeiten bei Kindergartenkindern klaffen weit auseinander - ältere Kindergartenkinder können oft schon passable Strecken auf dem eigenen Fahrrad fahren. Allerdings: bevor Kinder mit dem eigenen Fahrrad auf Tour gehen, sollten sie das Gefährt wirklich gut beherrschen!
- Für die Jüngeren kommt eher das Mitfahren in Betracht - auf dem „Trailerbike“ oder auf dem an das Erwachsenenrad angekoppelten Kinderrad. Ideal sind Tandems, auf denen die Kleinen über ein höher gelegtes Tretlager mittreten können. Die ganz Kleinen genießen die Fahrradtour im Anhänger oder auf dem Kindersitz.
- Bei diesen Transportmitteln ist zu beachten:
- Wer sein Kind über längere Strecken transportiert braucht eine ganz schöne Kondition - gut, wenn man das dann auch im Alltag regelmäßig macht!
- Für die „transportierten“ Kinder sind regelmäßige Pausen besonders wichtig. Während sich die Erwachsenen ausruhen, toben sich die Kinder aus.
- Im Kindersitz werden die Kleinen besonders schnell müde. Für die meisten Kinder ist das Schlafen im Kindersitz kein Problem, manche Kinder beginnen aber zu quengeln. Am besten die Kinder schlafen, bevor man losradelt.
- Im Kindersitz bewegen sich Kinder kaum, sie kühlen im Fahrtwind deshalb leicht aus. Da hilft nur die richtige - vor allem winddichte - Kleidung!
- Spieltiere (und auch Schnuller) gehen leicht verloren. Befestigen Sie die wertvollen Teile deshalb am Kindersitz oder der Bekleidung des Kindes - aber keinesfalls so, dass sie in die Speichen geraten könnten!
- Kinder sollten im Kindersitz immer einen leichten Sturzhelm tragen.
Die Auswahl der Strecke
Die meisten Eltern werden es zunächst einmal mit einer Tagestour versuchen. Nichts spricht aber dagegen auch einmal mit Kindern ein ganzes Wochenende auf Rädern zu verbringen, oder sogar einen Urlaub! Kinder zelten für ihr Leben gern, und in allen ländlichen Gebieten Deutschlands wimmelt es von Campingplätzen. Und fast überall findet sich ein Bauer, der das Zelten auf einem abgemähten Grundstück erlaubt! Man muss nur fragen...
- Bleiben Sie bei der Auswahl der Strecke realistisch - gerade Anfänger überschätzen oft die eigene Leistungsfähigkeit
- Versuchen Sie lange Anfahrtswege zu vermeiden. Das schont die Nerven und die Kräfte der Kinder.
- Fahren Sie nur mit ausgeruhten Kindern los - wenn die Kleinen einmal müde sind, macht das Radeln weder den Kindern noch den Eltern Spaß!
- Welchen Weg Sie wählen, hängt auch vom Transportmittel ab. Fahren die Kinder auf dem eigenen Rad, so muss der Weg ohne nennenswerten Autoverkehr sein, sonst fühlen weder Sie noch Ihre Kinder sich wohl. Viele sehenswerte Landstriche sind inzwischen durch markierte Radwanderwege erschlossen.
- Wie lang die Tour wird richtet sich nach dem schwächsten Familienmitglied (zumindest wenn die Kinder selber fahren). Ältere Kindergartenkinder mit etwas Übung können schon mal 20 Kilometer am Tag schaffen, wenn die Strecke gut geplant ist.
- Steigungen sind für Kinder richtige Kräfteräuber. Also: ein kleiner Berg darf schon mal drin sein, aber er sollte dann der Höhepunkt des Tages sein. Immer wieder kehrende Steigungen sind für kleine Kinder nicht zu packen! Starkes Gefälle ist zu vermeiden - kleine Kinder sollten da sowieso absteigen, da das Bremsen auf abschüssigen Wegen zu schwer geht.
- Der Untergrund ist wichtig. Ein kurzer Abstecher auf unbefestigte Strassen ist okay, längere Strecken auf weichem Boden oder grobem Schotter überfordern Kinder. Sie kommen mit ihrem Gefährt am besten auf einer ruhigen Asphaltstraße zurecht.
Die Planung
Planen Sie eine Radtour mit den Kindern, das heisst: beziehen Sie die Kinder, je nach Alter, von Anfang an aktiv in die Planung mit ein – dann sind Vorfreude und Begeisterung umso größer.
Schauen Sie, an welchen Stellen Pausen gemacht werden können - ein riesen Plus, wenn da ein Bächlein fliesst oder eine Eisdiele in der Nähe ist! Und warum nicht zwischendurch mal ein Schwimmbad besuchen?
Planen Sie das Unvorhersehbare mit ein... Spontane Änderungen durch kindliche Müdigkeit oder schlechtes Wetter sollten stets möglich sein. Gerade bei einer Rundtour ist es oft möglich, auf „Abkürzungen“ wieder zum Ausgangspunkt zurück zu fahren.
Günstig sind auch Touren, bei denen es an verschiedenen Punkten möglich ist, in einen Zug einzusteigen!
Besorgen Sie sich eine gute Karte des Gebietes, in dem Sie radeln wollen. Gut geeignet sind die ADFC-Regionalkarten, die für viele Gebiet Deutschlands im Maßstab 1:75000 (Bielefelder Verlagsanstalt, BVA - im Buchhandel) erhältlich sind. Darin sind fahrradfreundliche Strecken besonderes hervorgehoben und auch Tourenvorschläge enthalten.
Der Fahrradcheck vor dem Losfahren
Ein gut gewartetes Fahrrad ist die beste Pannenvorsorge. Checken Sie vor dem Start auch die „Rädle“ der Kleinen noch einmal durch.
Achten Sie besonders auf funktionstüchtige Bremsen und Lichtanlagen. Stellen Sie Lenker und Sattel so ein, dass die Fahrer bequem sitzen und kräftig in die Pedale treten können. Ein niedriger Sattel gibt den Kindern Sicherheit, lässt sie beim Treten aber auch schneller ermüden. Eine zu niedrige Sattelposition erkennen Sie daran, dass die Kinder häufig aus dem Sattel gehen und im Stehen fahren.
Schauen Sie auch noch mal nach den Reifen: Ausreichendes Profil? Spröde Flanken (kleine Risse)? Einschnitte im Gummi? Montieren Sie bei den leisesten Zeichen einer Alterung neue Reifen, das ist die beste Pannenvorsorge. Auch bieten neue Reifen bei Regen mehr Sicherheit.
Worauf Sie sonst noch achten sollten („Der Sicherheitscheck“)
Der Transport des Gepäcks
Auf der Straße kann man allerlei ungeeignete Methoden des Gepäcktransports auf dem Fahrrad bestaunen. Bei manchen ist etwa der auf dem Rücken getragene Wanderrucksack beliebt, eine auf die Dauer gänzlich ungeeignete Lösung. Der Rucksack belastet Nacken und Schultern und schaukelt erbarmungslos hin und her. Von einem vernünftigen Fahrradfahren kann nicht die Rede sein.
Oft wird auch das Gepäck auf dem Hinterradgepäckträger aufgetürmt - ebenfalls ungünstig, das Fahrrad wird dadurch „kippelig“ und lässt sich vor allem im Wind schlecht lenken.
- Am besten (leider auch teuer) ist es das Gepäck in spezielle Fahrradgepäcktaschen zu verpacken und diese seitlich an den Gepäckträger(n) einzuhängen. Beladen Sie dabei die linke und rechte Seite jeweils gleich schwer, sonst gibt es Lenkprobleme.
- Für grössere Touren - insbesondere mit Übernachtung - reicht der Transport des Gepäcks am hinteren Gepäckträger nicht aus. Die Lösung sind dann Gepäcktaschen, die Sie an ein eigens an der Vorderradgabel montiertes Gestänge („Lowrider“) anhängen. Das Gepäck wird dann so verteilt, dass etwa zwei Drittel hinten und ein Drittel vorne transportiert werden. Das Gesamtgewicht sollte immer so tief wie möglich angebracht sein, auch dies stabilisiert das Lenkverhalten und läßt Sie ohne Probleme um die Kurven sausen.
- Bringen Sie die hinteren Seitentaschen möglichst weit vorne im Gepäckträger an, allerdings nur so weit, daß Sie noch Fersenfreiheit haben!
- Wenn Sie dann doch auf dem Hinterradgepäckträger einen „Turm“ bauen müssen, dann folgen Sie demselben Prinzip wie beim Packen eines Rucksacks: Schweres Gepäck gehört möglichst tief in die Taschen, oben auf dem Träger finden die leichten, sperrigen Gegenstände Platz (z.B. Isomatte).
- Ein Wort zu den Lenkertaschen: So angenehm es ist, die wichtigsten Sachen griffbereit zu haben, so wenig eignet sich die am Lenker angebrachte Tasche zum Transport schwerer Gegenstände. Der Lenker lässt sich sonst schlecht bewegen!
- Eine Gepäcktasche läßt sich nur dann vernünftig transportieren, wenn sie an einem stabilen Gepäckträger eingehängt ist. Billige Gepäckträger „flattern“ bei Beladung.
- Wenn Sie Schnüre oder Gummiexpander zum Festzurren von Gepäck benutzen: Schauen Sie, dass die Enden keinesfalls in die Speichen hängen!
Auch Kinder „dürfen“ etwas Gepäck auf ihrem Fahrrad transportieren - das ist schon aus psychologischen Gründen wichtig. Allerdings: es sollten ganz leichte Sachen sein, und die müssen gut befestigt sein!
© Dr. Herbert Renz-Polster
Unterwegs...
Fahren Sie mit mehreren Kindern in der Gruppe, so sollten Sie klare Regeln aufstellen (Wer fährt vorne? Was tun an Kreuzungen? usw.). Ein Rückspiegel am Erwachsenenfahrrad kann hier ausnahmsweise hilfreich sein.
Wichtig ist nicht nur das Fahren, sondern auch die Pausen! - Pausen sind köstlich und oft die einzige Möglichkeit, miteinander zu spielen, zu reden, zu singen...
- Kinder brauchen viele Pausen. Allerdings sollten Pausen möglichst geplant sein, da sonst kein „Fahrtrythmus“ entsteht. Besser als bei jedem „ich bin müde“ gleich am Wegrand niederzusinken ist es deshalb, die Pausen mit den Kindern grob abzusprechen, etwa: jetzt fahren wir bis wir an dem schönen Bach ankommen. Oder an der Eisdiele. Oder bis zur „Versperzeit“ um 11 Uhr...
- Wir ein Kind müde, so kann zunächst einmal versucht werden eine Weile einfach langsamer zu fahren, oder man singt gemeinsam oder Papa erzählt eine Geschichte...
- Bei längeren Pausen immer dran denken, dass der Schweiss trocknet und man auskühlen könnte - rechtzeitig eine Jacke überziehen!